Barry Lee erlernte das Ving Tsun in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in Hong Kong, wo er täglich bis zu 15 Stunden unter Wong Shun-Leung trainierte. Aufgrund dieses schier unmenschlichen Pensums verlieh ihm Letzterer den Spitznamen "the machine".

Wong Shun-Leung erwähnte einmal, daß Barry in seinem ersten, zermürbenden Jahr mehr Training absolviert habe als andere in vier Jahren.

Während dieser Zeit bestritt Barry Lee unzählige Herausforderungskämpfe, von denen kein einziger verloren ging.

Im Gegensatz zu vielen anderen Lehrern unserer Tage, erwarb er also von Anfang an reichlich eigene praktische Erfahrung - eine wesentliche Voraussetzung dafür, um das richtige Verhalten im Kampf später auch Anderen vermitteln zu können.

Wong Shun-Leung sprach in der Öffentlichkeit häufig über Barry Lee und nannte ihn bei solchen Gelegenheiten “Der mit dem besonderen Verständnis”, "Der mit den exaktesten Hände" o.Ä., bzw. betonte immer wieder explizit, dass er "wie in den alten Tagen" gelernt habe, d.h. zu einer Zeit, in der die praktische Umsetzung des Ving Tsun noch uneingeschränkte Priorität genoss.

Er war zudem bis zu seinem eigenen Tode im Jahr 1997 fest der Ansicht, daß Barry, welcher für ihn in Australien als persönlicher Repräsentant fungierte, sein mit Abstand bester westlicher Kämpfer sei - und keineswegs nur das ...

"Wenn Du von ihm [d.i. Barry Lee] getroffen wirst, stehst du nicht mehr auf. Keiner, der von ihm getroffen wird, steht wieder auf." - Wong Shun-Leung

In den 90er Jahren zog Barry Lee schließlich nach Deutschland, wo er im kleinen Kreis Schüler aus ganz Europa unterrichtete und sich hierzulande bei Seminaren wie auch im regulären Unterricht ebenfalls einen erstklassigen Ruf erwarb.

Nach einem schweren Motorradunfall 2008, welchen er wie durch ein Wunder überlebte, obwohl die Ärzte ihn bereits aufgegeben hatten, kämpfte er sich unermüdlich zurück ins Leben.

Aktuell lebt er in Australien, wo er nach wie vor mit Leidenschaft und Hingabe weitaus härter trainiert als die allermeisten .

Barry Lee gibt somit - ganz im Geiste seines eigenen Sifu, des legendären Wong Shun-Leung - ein leuchtendes Beispiel für die äusserst selten gewordene Kombination aus einem ebenso herausragenden Lehrer wie eisenhartem Fighter, der sich durch nichts und niemanden so leicht von seinem Ziel abbringen lässt.